Datum/Zeit
Date(s) - 04/06/2023
20:30 - 23:00
Veranstaltungsort
Z - Linkes Zentrum in Selbstverwaltung
Kategorien Keine Kategorien
es kann legitim sein, was nicht legal ist
martin löwenberg – ein leben gegen faschismus, unterdrückung und krieg
- 20:30 Gespräch mit den Filmemacher*innen Petra Gerschner und Michael Backmund
- ca. 21:30 Open Air Kino
Eine Veranstaltung der Geschichtswerkstatt Rosenheim in Kooperation mit dem VVN – BdA und dem Kurt-Eisner-Verein / Rosa Luxemburg Stiftung Bayern im Rahmen der Veranstaltungsreihe Antifaschismus bleibt notwendig → https://antifaschismusbleibtnotwendig.rosenheim.social/
20 Jahre begleiteten die Filmemacher*innen den Widerstandskämpfer und KZ-Überlebenden Martin Löwenberg (1925-2018) mit der Kamera: bei seinem Engagement für Geflüchtete und Zwangsarbeiter*innen, gegen Neonazismus, Antisemitismus und Krieg. Verknüpft mit Interviews und Bildmaterial aus Wroclaw, Dachau, Flossenbürg, Essen und München lässt diese filmische Zeitreise und Protestgeschichte die Bedeutung der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit für die Gegenwart präsent werden.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=aSMf7BOWPOw
es kann legitim sein, was nicht legal ist
martin löwenberg – ein leben gegen faschismus, unterdrückung und krieg
Dokumentarfilm von Petra Gerschner und Michael Backmund
94 Minuten © München 2011
Musik: Konstantin Wecker, Schnitt: Katrin Gebhardt-Seele, www.loewenberg-film.de
Festivalteilnahme: 27. Internationales Dokumentarfilmfestival München, Mai 2012
Synopsis (2874 Zeichen inkl. Leerzeichen)
Fast zwei Jahrzehnte begleiteten die FilmemacherInnen den Widerstandskämpfer und ehemaligen KZ-Häftling Martin Löwenberg (12. Mai 1925 – 2. April 2018) mit
der Kamera und suchten im Gespräch mit ihm und dem gemeinsamen Freund Konstantin Wecker nach Antworten auf die Fragen: Woher nimmt dieser Mann in seinem Alter das Verständnis für die praktische Tat, das Handeln, die jugendliche Ungeduld? Woher kommen seine Kraft und sein Mut? Wie entstand seine Unbeugsamkeit gegenüber staatlicher Willkür und Autoritäten? Und warum leuchten seine Augen noch immer auf, wenn er planend und organisierend politisch aktiv wird für soziale Gerechtigkeit, gegen Ausgrenzung und Krieg?
Als Jugendboxer trainierte Martin Löwenberg im Breslauer Postsportverein Stephan und verprügelte in der Freizeit mit seinen Freunden mehrfach den Streifendienst der Hitlerjugend. Sie wehrten sich gegen die zunehmende Repression und Verfolgung unangepasster Jugendlicher. Später arbeitete er mit seinem älteren Bruder Fred in einem organisierten Widerstandsnetzwerk und unterstützte osteuropäische Zwangsarbeiter mit Brotmarken und Informationen über den Kriegsverlauf. Im Mai 1944 nahm ihn die Gestapo fest. Nach tagelangen Verhören wurde er ins KZ Flossenbürg deportiert. In den KZ-Außenlagern Thil und Leitmeritz musste Martin Löwenberg bis zu seiner Befreiung selbst Zwangsarbeit in unterirdischen Stollen leisten. Historische Foto- und Filmdokumente zu seinen Erzählungen werden dabei mit den Aufnahmen der aktuellen Topografie dieser Handlungsorte konfrontiert.
Mit der Biografie Martin Löwenbergs schlägt der Film einen Bogen über hundert Jahre Zeitgeschichte. Er dokumentiert auch das politische Engagement von Löwenberg nach 1945 gegen die Remilitarisierung der Bundesrepublik, seine Verfolgung als Kommunist genauso wie seine Unterstützung von Roma-Flüchtlingen in der KZ-Gedenkstätte Dachau, die Verhinderung von Naziaufmärschen oder seinen Kampf für die Entschädigung von ehemaligen Zwangsarbeiter*innen. Durch die Recherchen in deutschen und polnischen Archiven ist es gelungen, bisher unbekanntes Filmmaterial zu finden, das den Protagonisten bei historischen Ereignissen in Aktion zeigt wie z.B. der Beerdigung von Philipp Müller 1952, dem ersten von der Polizei erschossenen Demonstranten der jungen Bundesrepublik.
Diese subjektive Protestgeschichte wird verknüpft mit aktuellen Interviews und historischen Bildmaterialien (Fotos und Filme von 1909 bis 2011) aus Wroclaw, früher Breslau, Dachau, Flossenbürg, Essen und München zu einer filmischen Zeitreise über hundert Jahre. Martin Löwenberg spricht von seinen Visionen damals nach der Befreiung aus dem KZ und heute. Er entwickelt im Film eine besondere Form der Reflektion von Geschichte; dabei verschränken sich die Ebenen von Zeit und Inhalt in Erzählsträngen, die die Vergangenheit in der Gegenwart präsent werden lassen.